Ergebnis der Studie
Beurteilung durch den Planer Fa. "Planung Transport Verkehr AG" (PTV)
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"Die überwiegende Anzahl der Planfälle zeigt einen hohen Verkehrswert der jeweils untersuchten Trasse auf, d.h. die Straße würde viel Verkehr aufnehmen und von den Verkehrsteilnehmern "gut angenommen" werden."
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"Die Entlastungswirkung für das vorhandene Straßennetz in beiden Städten ist gering, d.h. eine Entlastung für die an den Straßen lebende Bevölkerung wird für diese nicht spürbar, wobei die Hauptursache hierfür der geringe Anteil des Durchgangsverkehrs ist."
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"Alleine unter dem Gesichtspunkt der Entlastung vorhandener Straßen ist keiner der Planfälle empfehlenswert. Dies hat der Planer dargelegt. Weitere Vergleiche für eine Vorzugsvariante wurden daher nicht erarbeitet."
Zusammenfassung
"Der Verkehrswert in den meisten Varianten zeigt allerdings den hohen Druck auf, der auf die Straßen im Untersuchungsraum, insbesondere in Bergisch Gladbach ausgeübt wird. Somit greift möglicherweise die Aufgabenstellung der vorliegenden Untersuchung zu kurz, die ihren Fokus auf eine gemeinsame Entlastungsstraße für die Städte Köln und* Bergisch Gladbach gerichtet hat. Neben der Entlastungswirkung kann eine neue Straße jedoch Vorteile hinsichtlich der Erschließung einzelner Stadtteile, der Entzerrung des Verkehrsaufkommens oder der Verbesserung der Reisezeiten erwirken. Diese Prüfung war jedoch nicht die Aufgabe der vorliegenden Untersuchung und muss abschließend von den politischen Entscheidungsträgern beurteilt werden."
*das Wort "und" ist in der Studie unterstrichen!
Darüberhinaus wird allerdings im Schlusswort von den Gutachtern deutlich die Intention der Fragestellung an das Gutachten kritisiert. Das bedeutet, dass das Gutachten nicht die Aussage treffen konnte, die es im Sinne einer Infrastrukturplanung für Bergisch Gladbach haben könnte.
Bewertung der Studie aus der Sicht der Stadt Bergisch Gladbach
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Es dominieren die Quell- und Zielverkehre.
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Der Anteil des Durchgangsverkehrs beträgt zwischen 15% (Bensberger Straße) und 33% (Dolmanstraße). Lediglich auf der Mülheimer Straße/ Bergisch Gladbacher Straße beträgt der maximale Anteil des Durchgangsverkehrs 57%. An den übrigen Zählstellen im Kölner Stadtgebiet liegt der Anteil des Durchgangsverkehrs nicht über 30%.
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Die morgendliche und nachmittägliche Verkehrsspitzen sind nicht mehr so ausgeprägt wie noch vor etwa 7 Jahren. Der Verkehr bleibt zwischen den Spitzen auf hohem Niveau.
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Insgesamt ist im Untersuchungsraum eine konstant hohe Verkehrsbelastung insbesondere in Bergisch Gladbach festzustellen.
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Die am stärksten belasteten Straßen im Stadtgebiet (Querschnitt) sind die Bensberger Straße (25.200 Kfz/24h), Bergisch Gladbacher Straße/Mülheimer Straße (Zählstelle Stadtgrenze, 20.900 Kfz/24 h), Dolmanstraße 20.400 Kfz 24 h) und Frankenforster Straße (19.700 Kfz/24 h) Auffallend ist, dass die Straßen im Stadtgebiet Bergisch Gladbach höhere Belastungen aufweisen, als die Straßen im Stadtgebiet Köln (Dellbrücker Mauspfad 14.900 Kfz/h).
"Als neue Erkenntnis aus der Bestandsaufnahme ist festzuhalten, dass die bisherige Beobachtung - "morgens rein nach Köln und abends raus aus Köln" - in dieser Stringenz so nicht mehr besteht. Der Verkehr ist nahezu gegenläufig. Die Verkehre strömen morgens und nachmittags in beinahe gleicher Stärke sowohl nach Köln als auch nach Bergisch Gladbach."
Resümee des Autobahnzubringer e.V.
Es scheint, dass die vielleicht gut gemeinte Überlegung, die Machbarkeitsstudie zur L 286 mit der Stadt Köln zu verknüpfen, um die Kosten gering zu halten, letztendlich teurer war.
Die Infrastruktur wird von den Nachbarstädten beeinflusst und eine gemeinsame überregionale Planung macht Sinn - selbstverständlich auch mit Köln. Letztendlich sind die Städte jedoch Konkurrenten, wenn es um die Ansiedlung von Industrie, Handel und Gewerbe geht. Das mag man als Kirchturmpolitik bedauern, ist jedoch ein signifikanter Faktor in einer solchen Infrastrukturplanung. Gutachten und Expertisen mögen objektive Planungshilfen für politische Entscheidungen sein. Es kommt jedoch immer auf die richtige Fragestellung an. Dies hat sich seit dem Orakel von Delphi nicht geändert.
Dies wird, höflich formuliert, auch im Schlusswort des Gutachtens sehr deutlich.
Der Wert dieser Studie für die Belange der Region ist generell zu hinterfragen. Die Ergebnisse erscheinen nicht unbedingt plausibel. Zahlreiche Alltagserfahrungen widersprechen diesen Zahlen.
Bereits die Bewertung, dass eine annähernd gleich hohe Anzahl Pendler aus Bergisch Gladbach heraus, als auch in das Stadtgebiet hinein fließt, demonstriert die Tücke der 'objektiven Zahlen'.
Jeder Pendler weiß, dass die Staus im Berufsverkehr morgens in Richtung Köln 'fließen', die Fahrt jedoch in umgekehrter Richtung von der Kölner Innenstadt z.B. nach Bensberg nur wenige Minuten dauert. Außerdem gibt es innerörtliche Spitzenbelastungen mit katastrophalen Auswirkungen. Sie werden in der Statistik verharmlost. (20.600 Kfz in 24 Std. erscheint zu niedrig gegriffen)
Ganze Stadtteile wie Paffrath, Schildgen, Moitzfeld, Herkenrath usw. wurden genauso wenig erfasst, wie Zahlen z.B. zum Autobahnanschluß Köln-Königsforst.
Dazu verändern Autofahrer ihr Verhalten und passen sich an. Niemand der in Köln etwas erledigen muss wird, wenn er von Herkenrath kommt, über Bergisch Gladbach fahren, um ein Geschäft oder den Wochenmarkt in Bergisch Gladbach aufzusuchen. Er nimmt den Weg über Moitzfeld zur A4. Der gute Vorsatz besagte Erledigung auf dem Rückweg zu tätigen, wird - angesichts der Rückstaus an der Benberger Straße - auf später verschoben: Man wird schon eine andere Gelegenheit finden. Dieses Muster ist übertragbar auf Theater- und Kinobesuch, etc. und führt zu einer Orientierung die gegenläufig zum eigentlichen Wohnort ist.
Selbstverständlich ist die Verkehrserfassung einer solchen komplexen Region ungeheuer aufwendig und somit sehr teuer. Dies kann aber nicht bedeuten, dass ein solch reduziertes Gutachten eine Aussagekraft erhält, die sämtliche Überlegungen und Visionen mit dem Hinweis auf fehlende Effizienz der Vorschläge ("nicht zu empfehlen") bremst und zunichte macht.